Intergenerationelles Lernen im Agrarunternehmertum

von | Feb. 27, 2025 | WP2 - Pädagogisches Handbuch | 0 Kommentare

Der Beitrag „Intergenerationelles Lernen im Agrarunternehmertum“ stellt das EU-finanzierte Projekt „Intergenerational Hub for the Amelioration of Sustainable Agricultural Practices and Entrepreneurial Mindset“ mit der Referenznummer 2022-1-DE02-KA220-ADU-000085106 vor. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die entscheidende Rolle des intergenerationellen Lernens in der Landwirtschaft und zeigt auf, wie es landwirtschaftliche Praktiken für eine nachhaltige Zukunft verändern kann.

Das Projekt wird von der L4Y Learning for Youth GmbH koordiniert, in Zusammenarbeit mit den Partnern KMOP, Polish Farm Advisory, Citizens in Power und Challedu. Hier ist die Homepage des Projekts.

Einleitung

In den letzten Jahren hat sich die Agrarlandschaft erheblich verändert, wobei der Begriff „Agrarunternehmer“ zunehmend die traditionelle Bezeichnung „Landwirt“ ersetzt. Diese Entwicklung zeigt, dass Landwirte zunehmend risikofreudiger werden und ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten in wirtschaftlich rentable Unternehmen umwandeln. Doch trotz dieses Fortschritts treten ökologische Herausforderungen in den Hintergrund. Beispielsweise werden Bodenverschlechterung und Wasserknappheit oft zugunsten von Gewinnmargen vernachlässigt.

In diesem Blogbeitrag untersuchen wir die Herausforderungen, mit denen sich Agrarunternehmer konfrontiert sehen, und wie das GrandFriend-Projekt das intergenerationelle Lernen in der Landwirtschaft fördert.

Rahmenwerk des Erfahrungslernens

Um nachhaltige landwirtschaftliche Methoden anzunehmen, ist der Wissenstransfer zwischen den Generationen entscheidend. Eine effektive Zusammenarbeit ist hierdurch der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung dieser Methoden. Im GrandFriend-Guidebook werden verschiedene intergenerationelle Programme und Lernansätze vorgestellt, die sich am erfahrungsbasierten Lernmodell von Mezirow (1997) orientieren. Dieses Modell fördert nicht nur den Wissenserwerb, sondern auch die Veränderung von Wahrnehmungen.

Laut Rupĉić (2018) gibt es dazu vier zentrale Lernansätze:

  1. Zero Learning – Erlernen bestimmter Verhaltensweisen und deren Wiederholung zur Wissensbildung
  2. Learning 1 – Veränderung von Fähigkeiten und Einstellungen basierend auf erworbenem Wissen.
  3. Learning 2 – Lernen, wie man lernt – ein individueller Prozess.
  4. Learning 3 – Mentale Transformation, die zu neuen Denkweisen und damit zu innovativen Praktiken führt.

Vorteile des intergenerationellen Lernens

Diese Lernansätze ergänzen sich gegenseitig, indem sie auf den Erfahrungen der Lernenden aufbauen, Wissen vertiefen und Perspektiven durch aktives Lernen verändern. Intergenerationelle Programme fördern nachhaltige Praktiken sowie auch technologische Innovationen und sind für junge und ältere Landwirte gleichermaßen von Vorteil.

Interviews, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wurden, zeigen, dass intergenerationelles Lernen im Agrarunternehmertum erwünscht und unterstützt wird, vorausgesetzt, es gibt:

  • Klare Lernziele
  • Moderne Lehrpläne
  • Mentoring durch qualifizierte Trainer

Dennoch wurden in den Interviews auch Herausforderungen und Begrenzungen intergenerationeller Programme identifiziert.

Herausforderungen

Agrarunternehmer stehen folglich vor verschiedenen Herausforderungen, darunter:

  • Technologische Hürden: Ältere Landwirte haben oft Schwierigkeiten im Umgang mit moderner Technik.
  • Finanzielle Einschränkungen: Jüngeren Agrarunternehmern fehlen häufig die finanziellen Mittel, um sich am Markt zu behaupten.
  • Fehlende Schulungen: Die Implementierung digitaler Technologien wird durch mangelnde Schulung und Entwicklung von Fähigkeiten erschwert.
  • Kostenintensive Technologien: Kleinere Betriebe können sich oft keine datenintensiven Technologien leisten, während größere Betriebe sie leichter implementieren können.
  • Datenschutz und Ethik: Der Umgang mit digitalen Daten wirft ethische Fragen zu Speicherung, Verwaltung und Eigentum auf.

Diese Herausforderungen erschweren es Landwirten, nachhaltige Praktiken einzuführen, während sie gleichzeitig wirtschaftlich überleben müssen. Intergenerationelle Programme bieten jedoch Lösungen, um diese Hürden zu überwinden.

Die COVID-19-Pandemie hat zusätzlich Schwächen in der Landwirtschaft offengelegt und den weltweiten Handel, Lieferketten und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften beeinträchtigt. Die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Agrarunternehmern bestimmte in vielen Fällen, wer überlebte und wer nicht. Diese Erkenntnisse müssen folglich zwischen den Generationen ausgetauscht, diskutiert und dokumentiert werden.

Neben technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen stellt jedoch der Klimawandel die größte Bedrohung dar. Um eine widerstandsfähige Landwirtschaft sicherzustellen, braucht es erstens einen branchenweiten Wandel.

Intergenerationelles Lernen in der Landwirtschaft: Fazit

Die Bedeutung des intergenerationellen Lernens in der modernen Landwirtschaft wird dadurch immer deutlicher. Durch erfahrungsbasiertes Lernen und intergenerationelle Zusammenarbeit können wir nachhaltige Praktiken fördern und Wissenslücken zwischen den Generationen schließen.

Trotz Herausforderungen wie technologischer Unkenntnis und finanzieller Einschränkungen eröffnet der kollektive Wissensaustausch eine Möglichkeit zur Anpassung und Widerstandsfähigkeit gegenüber ökologischen und wirtschaftlichen Krisen.

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist es insofern entscheidend, das transformative Potenzial des intergenerationellen Lernens zu nutzen, um die Zukunft der Landwirtschaft zu sichern. Entdecken Sie folglich unseren Pädagogischen Leitfaden, um zu erfahren, wie diese Initiativen die Agrarlandschaft für kommende Generationen nachhaltiger und erfolgreicher gestalten können.

Intergenerationelles Lernen in der Landwirtschaft: Quellen

Fleming, T. (2018). Mezirow and the Theory of Transformative Learning. In: pp.120–136. [Online]. Available at: doi:10.4018/978-1-5225-6086-9.

Rose, D. C. et al. (2023). The old, the new, or the old made new? Everyday counter-narratives of the so-called fourth agricultural revolution. Agriculture and Human Values, 40 (2), pp.423–439. [Online]. Available at: doi:10.1007/s10460-022-10374-7.

Rupcic, N. (2018). Intergenerational learning and knowledge transfer – challenges and opportunities. The Learning Organisation. 25(2), 135-142. 

‘WDR 2022 Chapter 1. Introduction’, World Bank <https://www.worldbank.org/en/publication/wdr2022/brief/chapter-1-introduction-the-economic-impacts-of-the-covid-19-crisis> [accessed 9 January 2024]

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